Heidelberg- Swellendamm

Skeiding Guest FarmDer Weg zur „Skeiding Guest Farm“ bei Heidelberg/ Swellendam zog sich etwas hin – sie lag ziemlich einsam. Gott sei Dank hatten wir im Vorfeld das Abendessen bei unseren Gastgebern gebucht. Ein Restaurant wäre ca. 60 km entfernt gewesen. Auch diese Unterkunft hat uns sehr gut gefallen. Wir hatte eine kleine Wohnung bestehend aus einer Wohnküche (auf der Ausziehcouch konnten die Kinder bequem schlafen, einem Schlaf- und einem Badezimmer.

Wir haben uns die zwei Hunde des Hauses ausgeliehen und haben mit ihnen einen Spaziergang in die nähere Umgebung gemacht, in der Hoffnung, erste Strauße entdecken zu können. Schließlich waren wir ja auf einer Straußenfarm. Aber außer ein paar „schwarzen Punkten“ in der Ferne, konnten wir nichts erkennen, dass auf Strauße schließen ließ. Wir haben ein Kranichpärchen entdeckt und Sandra hat auf dem Spaziergang einen Stachel von einem Stachelschwein gefunden. Neels, unser Gastgeber, erzählte uns abends, dass es in der Umgebung auch wild lebende Stachelschweine geben würde, die aber nur nachts aktiv seien. Für den nächsten Morgen schlug er vor, eine „Straußen-Safari“ zu machen. Dies würde die tollste Safari, die wir je erlebt hätten, werden. Unser Dinner gab es um 19:30 Uhr im Haus unserer Gastgeber. Thomas hatte sich Straußenfilet gewünscht und wir waren alle gespannt, wie es wohl schmecken würde. Mit uns war noch eine Familie aus England zum Essen zu Gast. Zuerst haben wir uns alle im Wohnzimmer unserer Gastgeber unterhalten und dabei zugeschaut, wie Neels in einem riesigen Kamin (und Grill) im Wohnzimmer das Fleisch zubereitet hat. Es war richtig gemütlich und anheimelnd, vor diesem Kamin zu sitzen, etwas zu trinken und dem Gastgeber zuzuhören, wie er von seiner Farm erzählte. Als das Fleisch fertig zubereitet war, haben wir uns an den großen Esstisch im Raum gesetzt; dort wartete schon Gemüse und Gratin auf uns und dazu gab es das frisch gegrillte Straußenfilet. Es hat wirklich toll geschmeckt! Zum Nachtisch gab es für die Kinder Eis und für die Erwachsenen „Tipsy-Cake“ – ein mit Alkohol getränkter Kuchen.

Mit dem englischen Ehepaar kamen wir ins Gespräch und tauschten unsere bisherigen Urlaubserfahrungen aus. Sie erzählten uns, dass man in Hermanus vom Strand aus die Wale beobachten könne (toll, wo wir doch keine Kamera mehr hatten), und dass es in der Nähe von Kapstadt ein Weingut gäbe, bei dem es auch Kindern unter 16 Jahren erlaubt sei, Geparden zu streicheln. Thomas und ich entschieden dann abends, nachdem die Kinder schlafen gegangen waren - wenn wir es zeitlich schaffen könnten - einen Umweg über dieses Weingut „Spiers“ zu machen.

Sonntag, 22.08.04

StrausseUm es vorweg zu nehmen – der „Ostrich-Game-Drive“ war klasse und der Tag hat sowohl spannend als auch lustig begonnen! Als wir um 07:30 Uhr aus unserer Unterkunft kamen, konnten wir vor lauter Nebel nicht weit sehen. Außerdem war es ziemlich kalt. Neels erwartete uns an seinem Pick-Up, auf dessen Ladefläche wir uns zum Game-Drive setzen sollten. Da diese Ladefläche sehr dreckig und vor allen Dingen sehr nass war, gab er uns alte Kissen und eine Wolldecke, auf die wir uns setzen sollten. Die Idee war ja auch ganz nett, wären da nicht die 2 Hütehunde gewesen, die mitfahren sollten. Kaum kamen diese aus ihrem Zwinger, sprangen sie mit einem Satz auf die Ladefläche und setzten sich (dreckig und nass wie sie waren) – na wohin wohl – auf die Wolldecke. Trotz unseres Bemühens ließen sie sich von dieser auch nicht wieder vertreiben. Also quetschten wir uns zwischen sie und so kam es, dass Thomas auf der einen Längsseite des Pick-Up mit Mike (dem Engländer) und seinem Sohn saß. Ich saß ihm gegenüber (quasi auf dem Radkasten) und die Kinder mehr oder weniger in der Mitte des Pick-Up mit den Hunden. Der 12jährige Sohn von Neels und ein Freund von ihm saßen ganz hinten auf der Ladefläche, sie sollten teilweise die Gehege öffnen und schließen. Neels hatte uns Frauen zwar angeboten, im Fahrerhaus Platz zu nehmen, aber erstens fand ich es draußen schöner und zweitens setze ich mich doch nicht in den Wagen, wenn auf der Ladefläche zwei Hunde sind.

StraussenherdeDann ging die Fahrt los und es rumpelte ganz ordentlich. Auf der kalten Ladefläche haben wir ziemlich gefroren und meine Brille ist zu Beginn dauernd beschlagen. Auch der Wind zerrte heftig an uns und Thomas lachte sich schlapp, weil ich mir doch vorher noch die Haare geföhnt hatte! Nach einer kurzen Zeit fuhr Neels auf eine Wiese, auf der – wie er uns durchs Fenster des Pick-Ups erzählte – ein Straußenpaar gerade brütete. Also, das war ein Erlebnis der besonderen Art! Das Männchen, welches gerade auf dem Nest saß, stand auf und ging ziemlich aggressiv auf uns los. Simone und ich saßen auf der Seite des Pick-Up, auf die der Strauß in seiner Wut zugerannt kam. Er breitete dabei seine „Flügel“ aus und fauchte dermaßen drohend, dass einem Angst und Bange wurde. Neels gab Gas und wollte schnell losfahren, um den Strauß nicht noch mehr zu reizen, aber der war schon auf 180 und nahm die Verfolgung auf. Wie ein jedermann weiß, kann so ein Strauß ziemlich schnell laufen, und so holte er doch stetig auf. Vor allen Dingen konnte Neels nicht so schnell fahren, weil die Schlaglöcher in der Wiese den Wagen ziemlich hüpfen ließen. Auf der Ladefläche hatte man das Gefühl, auf einem Flummi zu sitzen. Ich stürzte mich auf Thomas Seite, als der Strauß aufgeholt hatte und –während er neben dem Fahrzeug herlief – versuchte nach mir zu schnappen. Dabei drohte er wieder mit seinen gewaltigen Flügeln. Das wurde dann aber einem der beiden Hunde zu dumm. Er sprang auf und biss den Strauß in einen Flügel (was den aber kaum störte). Auf diese Art und Weise hatten wir nun 4 Straußenfedern bekommen.

Neels hat dann schleunigst diese Wiese verlassen und hinter dem Gatter seinen Sohn aufgefordert, das Tor zu schließen. Dieser hat sich aber geweigert das Fahrzeug zu verlassen, was jeder auf der Ladefläche gut verstehen konnte. Obwohl der Strauß einige Meter vor dem Tor stehen geblieben war, wollte es keiner riskieren, ihn noch einmal zu reizen. Also haben wir das Gatter offen gelassen (lt. Neels würde der Strauß sein Gelege eh nicht unbeaufsichtigt lassen und herauslaufen) und ist zur nächsten Wiese weitergefahren. Dort standen ca. 200 junge Strauße, die weitaus friedlicher waren. Hier hatten die beiden Hütehunde dann endlich ihren Einsatz. Unter Anweisung von Neels trieben sie die Schar zu Fütterung zusammen. Es war toll zuzusehen, wie die Hunde arbeiteten.

Weiter ging es an einem Feld mit frischen Erbsen vorbei und jeder konnte die jungen Erbsen direkt vom Strauch pflücken und probieren. Danach ging es wieder zurück zur Farm. Auf dem Weg dorthin kamen wir wieder an dem offenen Gatter des brütenden Straußenpaares vorbei und das Männchen kam wieder direkt auf uns zugelaufen. Auch jetzt wollte Neels Sohn das Gatter nicht schließen.

TischdekorationAls wir auf die Farm zurückkamen, waren wir sehr dreckig (weil die Hütehunde sich nach der getanen Arbeit auf unseren Schoß setzen – wir saßen ja nun auf ihrer Decke) und durchgefroren. Aber dieser Ausflug hatte uns so viel Spaß gemacht, dass das gar nicht zählte. Außerdem wurden wir mit einem fantastischen Frühstück erwartet und zum ersten Mal in unserem Leben haben wir ein Straußen-Omelett gegessen (ehrlicherweise muss man sagen, dass es genau wie ein Hühnerei schmeckt!).

Nachdem ich nun gesehen hatte, wie schwer es war, an ein Straußenei zu gelangen, war ich auch gerne bereit, etwas mehr für ein ausgeblasenes Ei als Andenken zu bezahlen. 

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