Sesriem Canyon, Sossusvlei und Dead Vlei

Mittwoch 02.07.08

Als ich zu Hause diese Reise geplant habe, habe ich im Reiseführer gelesen, dass die beste Zeit für einen Besuch der Elim-Düne oder der Düne 45 der frühe Morgen (Sonnenaufgang) wäre. So war ich davon ausgegangen, dass wir schon gegen 05:00 Uhr von der Zebra River Lodge aufbrechen würden, um pünktlich vor Sonnenaufgang an Ort und Stelle zu sein. Hier aber belehrte mich Rob eines Besseren; er erzählte uns, dass die meisten Besucher gerade diesen Fehler begehen, um für eine halbe Stunde am Morgen diesen Eindruck zu bekommen, dabei wäre die Abendstimmung viel schöner und das Farbenspiel der verschiedenen Gelb-, Orange- und Rottöne sowie der Wechsel von Licht und Schatten länger zu geniessen. Da alle Touristen aber glaubten, die ersten im Sossusvlei sein zu müssen, könnte es auch passieren, dass 20 Autos vor dem Eingang zum Sossusvlei auf Einlass warten würden (das Tor wird bei Sonnenaufgang geöffnet und bei Sonnenuntergang geschlossen), so dass man nur den Weg zur Elim Düne (die erste Düne rechts nach dem Eingangstor) zum Sonnenaufgang schaffen könnte. Ausserdem wären wir doch im Urlaub und da sollten wir erst einmal ausschlafen, gegen 08:00 Uhr frühstücken und spätestens um 09:00 Uhr würde er sich mit uns dann auf den Weg machen.

Wir haben den Tag dann auch mit einem ausgiebigen Frühstück begonnen (das Frühstück war genial - zusätzlich zu dem “Üblichen” wie Speck und Ei, Brot und Müsli, gab es frische kleine Pfannekuchen mit Honig und eingelegtes Obst). Rob empfahl uns noch, unbedingt eine Kopfbedeckung mitzunehmen, da die Sonne im Sossusvlei doch ganz ordentlich brennen würde. Da nur Sandra eine Kappe besass, erwarb Thomas für sich einen Hut und Simone und ich bekamen von Marianne 2 Hüte für die Tour ausgeliehen.

Sesriem CanyonUm 09:00 Uhr ging es dann endlich los. Schon die Fahrt zum Sossusvlei war super interessant, da Rob viel über die Umgebung und die Entstehungsgeschichte der Namib zu erzählen wusste. Immer wieder hielt er an, um uns auf Vögel oder andere Tiere aufmerksam zu machen. So wurde die Fahrt auch gar nicht langweilig, obwohl wir bestimmt 1½ Stunden unterwegs waren. Um 10:30 UhrIm Sesriem Canyon kamen wir am Eingangstor an und Rob erklärte uns, dass er uns zuerst am Sesriem Canyon absetzen würde und dann in der Zwischenzeit für uns die Formalitäten für den Eintritt ins Sossusvlei erledigen und tanken würde. Wir könnten in der Zeit den Canyon besichtigen, der zwar sehr schön wäre, aber die Dünen wären viel beeindruckender, also hätten wir nur eine halbe Stunde Zeit, um uns dort umzusehen. Danach käme er uns wieder abholen.

So nutzten wir die Zeit, die wir dort hatten und sind nach ganz unten in den Canyon geklettert. Von unten konnten wir erst einmal das Ausmaß so richtig erkennen und waren ganz begeistert. In den Felsnischen nisteten verschiedene Vögel und über unseren Köpfen herrschte ein reges Treiben.

Kurz nach der EinfahrtPünktlich nach einer halben Stunde waren wir am vereinbarten Treffpunkt und nach 5 Minuten kam Rob dann auch schon angefahren. Vor der Einfahrt ins Sossusvlei haben wir am Eingangstor die Gelegenheit genutzt, noch einmal auf eine Toilette zu gehen, da es erst einmal die letzte Möglichkeit war. Bei der Einfahrt in den Nationalpark war ich erst einmal etwas enttäuscht: waren wir die letzten Tage immer über Schotter gefahren, so erwartete uns hier eine asphaltierte Strasse, was einerseits ja ganz angenehm war, aber den ersten Eindruck der “Wüste” störte. Irgendwie passte diese Strasse nicht in die Dünenlandschaft.. Ausserdem lagen die Dünen hier noch sehr weit von der Strasse weg, so dass ich nicht das Gefühl hatte, in einer Wüste zu sein. Zuerst kamen wir an der Elim Düne vorbei und wir konnten genau sehen, warum diese Form der Düne Sterndüne genannt wird.

Erster ZwischenstoppNach einer Weile hielt Rob am Strassenrand an und wir gingen alle ein Stück zu Fuß durch den Sand. Zum ersten Mal bekam ich ein Gefühl, in einer Wüste zu sein. Die Vegetation war unglaublich; kleine “Federbüsche” sowie grüne Gräser bedeckten teilweise die rote Sandfläche, was einen super Kontrast darstellte. Aus der Nähe konnten wir auch unzählige Spuren im Sand ausmachen und Rob erklärte uns, welche Spur zu welchem Tier gehörte. Ganz lustig war ein Käfer, der rot-schwarze Pillendreher, der auf seinem Rücken eine Mini-Fliege trägt. Beide Tiere leben in einer Symbiose. Weiterhin konnten wir Schlangenspuren entdecken und Rob erklärte uns, dass sich die Tiere wegen der Hitze eingraben, nur mit den Augen aus dem Sand schauen und zuschlagen, wenn ein Beutetier vorbeikommt. Beruhigend fand ich diese Aussicht nicht gerade und entschloss mich spontan, doch nicht mal mit nackten Füssen durch den Sand zu gehen.

Nach diesem kurzen Stopp ging es dann weiter bis zum 2x4- Parkplatz (dieser heisst so, da ab hier nur noch 4x4-, also Allrad-Fahrzeuge fahren können), vorbei an der Düne 45, die nun - da sie in der Mittagssonne lag - gar nicht so beeindruckend aussah, weder von ihrer Grösse, noch von ihrer Färbung her. Rob hielt hier auch gar nicht erst an, weil er meinte, dass sie am Abend viel schöner aussehen würde. Nach dem 2x4 ParkplatzSpäter haben wir erfahren, dass viele Besucher nur bis zu dieser Düne fahren, auf sie hinaufklettern und dann wieder zurück zum Eingangstor fahren. Wer das tut, hat den wirklich tollen und interessanten Teil des Vleis verpasst. Denn erst hinter dem 2x4-Parkplatz wurde es so richtig interessant. Nun gab es keine Straße mehr, überall nur noch Sand und das Auto quälte sich durch die Spurrillen und wir holperten und schlingerten voran. SO hatte ich mir die Wüste vorgestellt. Mir machte es unendlichen Spass und nun war ich auch froh, dass wir einen erfahrenen Fahrer dabei hatten. Sicherlich kann man auch selber mit einem Allradfahrzeug die Strecke fahren, aber es ist viel entspannter, wenn man sich auf die Umgebung konzentrieren kann und sowohl die Tierwelt als auch die Natur in vollen Zügen geniessen kann. Und dank Rob konnten wir das auch. Genial waren auch die Tiere, wie Springböcke und Strausse, die in dieser Umgebung leben und damit das “Pünktchen auf dem i” abgaben.

2008-07-02 13-49-50Unter einem schattenspendenden Baum hielt Rob den Wagen an und teilte uns mit, dass es Zeit für den Lunch wäre. Dann ging er an die Ladefläche und zauberte einen Tisch (mit Tischdecke), 4 Stühle, vorbereitete Lunchpakete mit Käse- und Wurstbroten, Kuchen, Äpfeln und gekühlten Getränken hervor. Das war Luxus pur!!! Während wir dort saßen und aßen, hatten wir einen traumhaften Ausblick auf die Dünen vor uns und um uns herum. Rob erklärte uns den weiteren Verlauf: wir sollten den Weg über eine vor uns liegende Düne nehmen, sie erklimmen und auf der anderen Seite wieder herunterkommen, während er die Sachen wieder verstaute und uns dann auf der anderen Seite mit dem Wagen wieder abholen würde. Dafür hätten wir eine knappe ¾ Stunde Zeit, da wir noch viel zu sehen hätten und die Zeit uns langsam davon laufen würde. Immerhin ging die Sonne um 17:30 Uhr unter und dann würde das Parktor schliessen.

Pflanze in der Namib-WüsteAlso marschierten wir los und kamen erst einmal gar nicht schnell voran, weil wir bei jeder Pflanze stehen blieben und Aufnahmen machten. Ausserdem veränderte sich das Bild der Düne mit jedem Schritt, so dass wir kaum aus dem Staunen herauskamen. Kurz bevor ich mit dem Aufstieg begann, schlängelte sich auf einmal blitzschnell eine schmale, aber ca. 1 m lange Schlange über meine Füße. Gott sei Dank hatte ich feste Wanderschuhe an, habe mich aber trotzdem zu Tode erschreckt. Bisher war mir schon klar, dass es in diesem Gebiet Schlangen gibt, aber es zu wissen, oder diese Tiere zu sehen, ist immer zweierlei. Rob erklärte mir später anhand meiner Beschreibung, dass es sich um eine Peitschenschlange gehandelt haben muss, die aber nicht giftig wären.

Aufstieg auf die DüneDer Aufstieg auf den Dünenkamm erwies sich als ziemlich anstrengend, da man in dem Sand nur schwer voran kam. Dafür war die Aussicht - unter anderem auf 3 Strausse, die in einem entfernten Tal standen - grandios. Mittlerweile stand die Sonne schon nicht mehr so hoch am Horizont, dass die Düne selber und die Dünen der Umgebung eine besonders schöne Rotfärbung aufwiesen. Begeistert haben Ausblick von der Dünemich auf die vielen kleinen Krabbelkäfer, die im Sand winzige Spuren hinterliessen. Während wir Menschen uns ziemlich behäbig und unbeholfen auf dem Sand bewegten, sausten diese Winzlinge kreuz und quer vor einem über den Sand. Wie von Rob vorausgesagt, brauchten wir für den Weg ca. eine ¾ Stunde. Kaum waren wir wieder am Wagen angekommen, ging es auch schon weiter - aber nur für ca. 300 m, dann kamen wir zu einem Schild “Dead Vlei 1,1 km” und dort haben wir den Wagen abgestellt und uns zu Fuß auf den Weg dorthin gemacht.

Namib WüsteDiesmal ging Rob mit uns und führte uns durch die Wüste. Wieder war ich ganz begeistert, was er alles über die Landschaft erzählen konnte. Er machte uns auf eine Frucht (die Nara) aufmerksam, die in dieser Gegend häufig vorkommt und an der wir sicherlich vorbeigegangen wären, hätte er sie uns nicht gezeigt. Außerdem konnte er anhand der Losung die Tiere benennen, die vor uns den Weg gegangen waren. So anstrengend der Gang durch den Sand auch war, nun war das Licht so warm und golden - wir konnten nichts anderes tun, als staunen. Ich hätte stundenlang so weitergehen können, den Erklärungen von Rob lauschen und die Wüste beobachten.

Ich weiss nicht mehr, wie lange wir für den Weg gebraucht haben, als das Dead Vlei auftauchte. Diese ausgetrocknete, weisse Lehmpfanne mit ihren verdorrten und versteinerten Bäumen inmitten der roten Dünenlandschaft verschlug mir die Sprache. Der Boden hier war so hart und rissig, so ganz anders als der weiche Sand, den wir vorher durchquert hatten. Hier haben wir dann Robs Geduld auf eine harte Probe gestellt, weil wir weder aufhören konnten zu filmen, noch zu fotografieren. Ich glaube er war froh, als er uns von dort wieder zurückgeführt hatte.

Namib Wüste

Dead Vlei

Dünen, Dünen, Dünen,...

Es ist wirklich erstaunlich, wie sehr sich die Wüste innerhalb von 5 Minuten verändern kann. Mit jedem Düne 45 im Abendlichtweiteren Sinken der Sonne wurden die Farben intensiver und die Schatten veränderten das Gesamtbild der Wüste gewaltig. Nun sass uns aber wirklich die Zeit im Nacken und wir mussten sehen, dass wir zum Ausgang kamen. Als wir wieder im Wagen saßen, gab Rob richtig Gas - was nicht schlimm war, Ein letzter Blick vor der Ausfahrtda wir mittlerweile fast ganz alleine in dem Park unterwegs waren. Und trotz des Zeitdrucks legte Rob für uns immer wieder kurze Fotostopps ein, z. B. um uns auch die berühmten Hexenkreise zu zeigen. Jetzt war auch die Zeit gekommen, die Düne 45 genauer zu betrachten. In dem Abendlicht sah sie wunderschön aus. Besonders toll fand ich die Springböcke und Strausse vor der Kulisse der roten Dünen. Fünf Minuten vor Sonnenuntergang und Schliessung des Eingangstores fuhren wir aus dem Park heraus. Sonnenuntergang

Die Rückfahrt verlief sehr schweigsam, was aber daran lag, dass wir alle unseren Gedanken und Eindrücken des Tages hinterher hingen. Noch heute bin ich fasziniert, was ich an diesem Tag alles gesehen habe und ich kann mit Recht sagen, dass es der beeindruckendste Tag der ganzen Reise für mich war. So ein wunderschönes Naturschauspiel habe ich bisher noch nicht gesehen.

Gegen 19:00 Uhr kamen wir in der Lodge an und nach einer kurzen Dusche (ich hatte die halbe Wüste in den Schuhen) ging es zum Abendessen. Wieder wurden wir von dieser heimeligen Atmosphäre empfangen und beim gemütlichen Zusammensein haben wir von den Erfahrungen des Tages geschwärmt. Dieser Tag war super schön und mein besonderer Dank geht an Rob, unserem Gastgeber, der es wirklich verstanden hat, einem die Wüste nahe zu bringen.

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